„Das habe ich doch gar nicht so gesagt!“ Typische Fehler in der Paar-Kommunikation und wie wir sie vermeiden können.
Nichts ist störanfälliger im menschlichen Zusammenleben als die Kommunikation. Missverständnisse, Fehlinterpretationen und richtig oder falsch verstandene Vorwürfe führen zu Unstimmigkeiten und Konflikten. Besonders in einer Paarbeziehung kommt dies in unterschiedlicher Intensität vor. Viel häufiger als gedacht haben Paar-Konflikte ihre Ursache tatsächlich in Kommunikationsfehlern.
Typische Fehler in der Paar-Kommunikation und wie wir sie vermeiden können.
Beispiel eine Kommunikation zwischen einem Ehepaar
Die Frau baut gerade ein großes Regal auf. Sie sitzt auf dem Boden im Wohnzimmer. Um sie herum liegen Schrauben, Anleitungen und Kartonreste. Sie hat rote Wangen und wirkt sehr konzentriert. Der Mann kommt in den Raum und betrachtet kurz seine Frau. Es kommt zur folgenden Kommunikation:
Mann: „Ich helfe Dir.“
Frau: „Hau ab. Lass mich in Ruhe!“
Der Mann reagiert entsetzt auf die barsche Antwort der Frau und verlässt beleidigt den Raum. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Konflikt zwischen dem Ehepaar. Was ist passiert? Angenommen wir würden die beiden nach dem Vorfall getrennt über die Streitursache befragen: Was würden sie antworten?
Die Sichtweisen von Mann und Fraun
Die Sichtweise der Ehefrau
„Ich sitze also hoch konzentriert im Wohnzimmer und baue das neue Regal auf. Da kommt mein Mann herein, schaut sich komisch und leicht genervt um und beschließt mir zu helfen. Ich wollte aber keine Hilfe. Er wollte mir damit doch nur sagen, dass ich es sowieso nicht alleine schaffe und Hilfe brauche. Er könne das natürlich besser als ich. Ich soll mir also helfen lassen, damit das auch was wird. Ich kann aber auch alleine ein Regal aufbauen.“
Die Sichtweise des Ehemanns
„Ich war mit meiner Arbeit fertig und wollte nach meiner Frau sehen. Sie war noch mit dem Aufbau beschäftigt und hatte noch einiges vor sich. Ich wollte ihr helfen, damit wir später gemeinsam noch etwas Schönes miteinander machen können. Also habe ich ihr gesagt, dass ich ihr beim Rest helfe. Sie hat total pampig reagiert und mich angefahren. Ich wollte ihr doch nur helfen.“
Anhand der unterschiedlichen Sichtweisen wird deutlich, dass die beiden Partner die Situation und das Gesprochene völlig unterschiedlich aufgefasst haben.
Typische Kommunikationsfehler anhand des Beispiels
- Interpretieren statt Nachfragen
Die Ehefrau ist sich sicher: Ihr Mann möchte ihr nur helfen, um ihr ihr Versagen vor Augen zu führen. Er möchte ihr damit zeigen, dass er ein guter Handwerker ist. Und sie dagegen nicht in der Lage sei, das Regal alleine aufzubauen. Tatsächlich möchte er ihr aber nur helfen, um später noch Zeit mit ihr zu haben. Die Ehefrau hat seine Worte anders interpretiert und aufgrund ihrer Interpretation so barsch reagiert. Stattdessen hätte sie auch nachfragen können:
„Wieso möchtest Du mir helfen?“ oder „Willst Du mir damit etwa sagen, dass ich das alleine nicht schaffe?„
- Überrumpeln statt Fragen
Auf der anderen Seite hat der Ehemann nicht gefragt, ob er helfen kann, sondern sofort seine Hilfe angekündigt. Er hat seine Frau damit überrumpelt und ihr keine Reaktionsmöglichkeit gelassen. Besser wäre gewesen, er hätte gefragt:
„Kann/darf ich Dir helfen?„
- Raum für Spekulationen statt offener Kommunikation
Die knappe Kommunikation des Ehemanns hat zudem zugelassen, dass die Ehefrau spekulieren und interpretieren konnte. Ihre Gedanken gingen dann in die völlig falsche Richtung. Eine offene Kommunikation lässt wenig oder keinen Spielraum für solche Interpretationen.
„Darf ich Dir helfen? Dann können wir danach noch zusammen spazieren gehen.“
Bestimmt wäre die Reaktion der Frau darauf nicht so barsch gewesen, denn der Grund für seine Hilfe wäre dann direkt kommuniziert worden.
- Negatives Denken
Wieso hat die Frau gleich eine negative Absicht hinter dem Hilfsangebot unterstellt? Weil wir Menschen oft dazu neigen, das Negative zu sehen und vom Schlimmsten auszugehen. Positives Denken kann die Kommunikation jedoch günstig beeinflussen. Die Frau könnte also erstmal von positiven Ambitionen ausgehen und wie unter 1. beschrieben im Zweifelsfall nachfragen.
Das kannst Du tun, um Konflikte mit Deinem Partner durch Kommunikationsfehler zu vermeiden:
- Nachfragen hilft eine Äußerung richtig zu verstehen
Beispiel: „Wie meinst Du das?“ „Was möchtest Du mir damit sagen?“
- Offen kommunizieren beugt Fehlinterpretationen vor
Benenne Deine Absichten. Teile mit was genau Du meinst und wie Du es meinst.
- Die richtige Wortwahl
Achte auf wertfreie Wörter, auch wenn Du wütend bist.
- Der Ton macht die Musik
Versuche ruhig zu bleiben und mit angemessenem und sachlichem Ton zu sprechen.
- Auf Mimik und Gestik achten
Versuche Blicke und Gesten zu vermeiden, welche die Situation verschärfen könnten.
- Aufmerksam zuhören und den anderen ausreden lassen
Im Streit hören wir oft nicht mehr gut zu, sondern sind schon mit unseren nächsten Gedanken beschäftigt. Versuche das zu vermeiden und lasse Deinen Partner ausreden.
- Pauschalisierungen vermeiden
Das geschieht oft durch das Wort „immer“. „Immer lässt Du die Tür offen!“ Benutze Pauschalisierung nur, wenn Du es auch tatsächlich so meinst.
- Verwende Ich-Botschaften
Vorwürfe kannst Du vermeiden, in dem Du Ich-Botschaften verwendest. „Ich fühle mich verletzt, wenn Du mich den ganzen Abend ignorierst.“ ist besser als „Du ignorierst mich den ganzen Abend.“
- Vermeide persönliche Angriffe
Wut und Verletzungen lassen uns leider oft persönlich und beleidigend werden. Doch persönliche Angriffe sind pures Gift für eine Beziehung. Versuche Dich zu beherrschen und Deinen Partner nicht persönlich anzugreifen.
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