Wer kennt diese altbekannte Volksweisheit nicht? Sie soll uns darauf hinweisen, dass wir lieber kontrollieren, prüfen und nachsehen sollten, wenn wir jemand anderem etwas anvertrauen. Sicher ist schließlich sicher. Aber entsteht damit nicht auch Misstrauen?
Der Spruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ ist weitverbreitet und sehr bekannt. Er soll deutlich machen, dass wir gerne Vertrauen können, aber es noch besser oder wichtiger wäre auch zu kontrollieren. Übertragen wir also eine Aufgabe können wir dem anderen zwar vertrauen, besser sei aber die Kontrolle. Wir sollten also nachprüfen, ob der andere die Aufgabe auch richtig, vollständig, angemessen oder nach den eigenen Vorstellungen erfüllt hat. Denn sicher ist natürlich: Wenn wir jemandem vertrauen, kann das auch schiefgehen. Das Vertrauen kann absichtlich oder versehentlich missbraucht werden. Wenn wir also wirklich sicher gehen möchten, müssten wir tatsächlich kontrollieren.
Doch wenn wir andere regelmäßig kontrollieren, schüren wir damit auch Misstrauen und verletzten unser Gegenüber. Wie fühlt sich ein Mitarbeiter, der immer wieder kontrolliert wird? Ein Ehemann, der in der Haushaltsführung überwacht wird? Oder ein Freund, den man löchert, ob er auch alles richtig gemacht hat? Ein Mensch, der viel kontrolliert wird, wird unzufrieden und fühlt sich schnell schlecht behandelt. Beruflich sinkt die Arbeitsmotivation und privat kommt es schnell zu Konflikten. Ein übersteigertes Kontrollbedürfnis führt daher auch zu sehr negativen Auswirkungen im zwischenmenschlichen Bereich. Der kontrollbedürftige Mensch selbst überfordert sich zudem. Er kann nichts aus der Hand legen, muss alles nachprüfen und stets den Überblick bewahren. Das macht ordentlich Stress.
Entwickelt ein Mensch ein hohes Kontrollbedürfnis, kann das verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen:
Neben dem Vorteil der Sicherheitsgewinnung hat ein hohes Kontrollbedürfnis also auch viele Nachteile. Wichtig ist daher das richtige Maß an Kontrolle zu finden. Selbstverständlich gibt es nämlich Aufgaben, die kontrolliert werden müssen. Kein Arzt sollte den Praktikanten selbstständig operieren lassen. Keine Mutter ihren Säugling bei wildfremden Menschen abgeben. Und kein Bomben-Entschärfer den Auszubildenden im Ernstfall einfach mal probieren lassen. Solche lebensentscheidenden Aufgaben müssen aufgrund einer hohen Verantwortung kontrolliert werden. Doch bei vielen anderen Aufgaben kann man die Kontrolle auch mal abgeben. Das Einräumen der Spülmaschine, die Ablage der Briefe in Aktenordner, das Packen des Koffers für den Urlaub oder der Wocheneinkauf vor dem Wochenende sind sicher nicht per se kontrollbedürftig. Droht kein großer Schaden sollte Vertrauen durchaus wichtiger sein als Kontrolle.
Wer gerne kontrolliert und Fäden in der Hand behält, muss das Abgeben von Kontrolle erst lernen. Häufig werden kontrollbedürftige Menschen schnell unruhig, angespannt und ängstlich, wenn sie plötzlich keine Kontrolle mehr ausüben dürfen oder wollen. Wenn Du auch darunter leidest, kannst Du in kleinen Schritten lernen immer mehr Kontrolle abzugeben:
Frau Huber ist Abteilungsleiterin in einem kleineren Unternehmen. Sie ist für den Einkauf zuständig. Frau Huber hat als Sachbearbeiterin in der Abteilung angefangen und über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Sie ist nun die Abteilungsleiterin und trägt für die Abteilung die Verantwortung. Sie ist sehr kontrollbedürftig und hat stets Angst, dass in der Abteilung Fehler passieren. Sie kontrolliert daher alle Mitarbeiter sehr regelmäßig und in allen Details. Sogar die korrekte Ablage der Bestellscheine nach Alphabet und das Ausfüllen der kleinsten Bestellscheine kontrolliert sie täglich. Die Mitarbeiter der Abteilung sind davon sehr genervt. Sie haben das Gefühl, dass ihnen die Abteilungsleiterin gar nichts zutraut und nach Fehlern geradezu sucht. Sie fühlen sich nicht wertgeschätzt und gefördert. Die Arbeitsmotivation ist weit abgesunken. Die Angestellten machen ihre Arbeit nur noch halbherzig, da sie ja sowieso kontrolliert wird. Frau Huber überlastet sich mit ihrem Verhalten extrem. Sie arbeitet bis zu 12 Stunden täglich, um auch den Überblick behalten zu können und alle Aufgaben zu erledigen. Dieses Verhalten kann nicht gesund sein. Wichtig wäre Vertrauen in die Mitarbeiter. Nur bei sehr großen oder wichtigen Aufgaben sollte Frau Huber kontrollieren.
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